Ein Blick in die Zukunft
In Anbetracht der aktuellen Situation und der damit verbundenen Unsicherheiten kann es hilfreich sein, sich mit Zukunftsforschung auseinanderzusetzen.
Das deutsche „zukunftInstitut“ hat im März 2020 in seinem White Paper „Der Corona-Effekt“ vier Zukunftsszenarien vorgestellt. Diese beschreiben, wie die Zukunft nach der Pandemie mittelfristig aussehen könnte und werden in den kommenden Wochen weiter beobachtet, um evtl. neue Erkenntnisse zu kommunizieren. Wie werden sich die Maßnahmen und Entwicklungen in und aus dieser Krise auswirken – und zwar auf Kulturtechniken, Konsumverhalten, Wertesysteme und das kollektive Mindest?
Anhand von vier Szenarien werden diese Fragen beleuchtet. Die beiden Achsen stellen die Beziehungen und die räumlich Distanz gegenüber und zeigen mögliche Szenarien gesamtgesellschaftlicher Konsequenzen. Die Darstellung ist bewusst überspitzt formuliert, um Orientierung zu bieten und den Raum für neues, zukunftsorientiertes Denken zu öffnen.
Szenario 1 = die totale Isolation: Alle gegen alle
Am Anfang war der Shutdown – und der ist zur Normalität geworden. Im öffentlichen Verkehr scannen wir den Chip im Handgelenk, vor dem ersten Date tauschen wir die Gesundheitsdaten. Reisen ist durch Genehmigungen bzw. langwierige Visumverfahren erschwert. Der globale Handel ist Vergangenheit und durch Handelsabkommen einzelner Staaten untereinander für die Grundversorgung ersetzt. Stichworte dazu: Super-Safe-Society, De-Urbanisierung, Germophobia, Ghost Kitchens.
Szenario 2 = System-Crash: Permanenter Krisenmodus
Das Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht, und das bleibt so. Der Fokus auf nationale Interessen hat das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit extrem erschüttert. Angst vor jeder noch so kleinen lokalen Verbreitung eines Virus führt zu Grenzschließungen und Ressourcenverteidigung. Der Vertrauensverlust in eine solidarische internationale Kooperation verhindert langfristig Stabilität. In Stichworten umrissen: multipolare Weltordnung, Glokalisierung, Big Dat und Cybercrime, Digital Health & Self-Tracking.
Szenario 3 = Neo-Tribes: Der Rückzug ins Private
Die Krise hat die globalisierte Gesellschaft wieder zurück zu stärker lokalen Strukturen geführt, mehr Wert auf regionale Erzeugnisse, kleine Gemeinschaften entstehen und verfestigen sich. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtige Werte, aber nur lokal, nicht global. Zugehörige Stichworte sind: Post-Individualiserung, Nachbarschaftshilfe, De-Touristification, Re-Regionalisierung und Circular Economy, Flexicurity und Home Office.
Szenario 4 = Adaption: Die resiliente Gesellschaft
Die Weltgesellschaft lernt aus der Krise mit der Entwicklung resilienter, adaptiver Systeme. Gesellschaftliche Tiefenströmungen in Richtung Postwachstum, Wir-Kultur, Glokalisierung und Post-Individualisierung werden von der Nische zum Mainstream. In Stichworten bedeutet das: Gleichgewicht von globalem und lokalem Handel, holistisches Gesundheitsverständnis, Solidarisierung und globale Gemeinschaft, supranationaler Umgang mit Big Data und künstlicher Intelligenz, Resilienz.
Für unsere globale Zukunft können wir gemeinsam daran arbeiten, eine resiliente Gemeinschaft im Sinne der Szenarien 3 und vor allem 4 zu entwickeln! Einige PolitikerInnen wie z.B. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und BK Leonore Gewessler haben bereits erkannt, dass es wichtig sein wird, weltweite Wertschöpfungsketten zu überdenken, Rohstoffströme im Kreislauf zu halten und den Klimaschutz gezielt voranzutreiben.
Wichtig ist es auch, diese Szenarien mit den bekannten 12 Megatrends zu verknüpfen, denn diese sind weiterhin aktuell, wenn es evtl. auch an manchen Kontenpunkten zu Anpassungen kommen wird. Megatrends sind laut zukunftsInstitut langfristige Entwicklungen mit großer Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft, die man mit hoher Verlässlichkeit in die Zukunft verlängern kann. Sie sind zentrale Treiber des Wandels, die die Dynamik in Teilbereichen von Wirtschaft und Gesellschaft verständlich machen und helfen, aktuell beobachtbare Einzeltrends einzuschätzen. Die Megatrend Map steht beim zukunftsInstitut zum Download zur Verfügung.
Spannend sind dabei die Knotenpunkte, an denen sich Trends überschneiden, z.b. Industrie 4.0, wo die Megatrends Sicherheit, Konnektivität und New Work aufeinandertreffen oder E-Mobility, wo eine Überschneidung von Neo-Ökologie, Urbanisierung und Mobilität stattfindet. Bei Social Business sind New Work, Globalisierung und Neo-Ökologie verknüpft und E-Health verbindet die Megatrends Gesundheit, Silver Society und Konnektivität miteinander.
Ein Blick auf die Megatrend Map hilft Unternehmen, Entwicklungen für ihre eigene Zukunft zu antizipieren. Über die einzelnen Stationen der Megatrend-Linien sind diese leichter erfassbar und können in ihren Teilthemen für Produktentwicklungen, Innovationsideen und Adaptierungen des Kerngeschäfts genutzt werden.
Gerne begleiten wir Organisationen bei ihrer Entwicklung zu zukunftsorientierter Unternehmensführung. Unsere Angebote dazu finden Sie unter www.eccos22.com. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg in unsere nachhaltige Zukunft!