Kohärenz und „lazy eight“: wie bewältigen wir Krisen?
In meiner Systemik-Ausbildung am isb Wiesloch vor über 20 Jahren haben wir uns mit einigen Möglichkeiten der Krisenbewältigung auseinander gesetzt, die immer noch aktuell sind – heute vielleicht mehr denn je. Möglicherweise ist für die breite Umsetzung von Nachhaltigkeit sogar eine Krise wie die derzeitige notwendig, denn Wachstum und Entwicklung scheinen vor allem mit bzw. nach Krisen besonders gut in Umsetzung zu kommen.
Kohärenz-Krisen bewältigen
Kohärenz ist ein zentraler Begriff in der Diskussion um Gesundheit von Individuen und Organisationen. Kohärenz wird beschrieben durch „wohl organisiert“ und gleichzeitig „für die Beteiligten sinnvoll“. Wohl organisiert zu sein bedeutet, seine Prozesse in Ordnung und seine Entwicklungsschritte gemacht zu haben. Dies ist für die Integration unerlässlich, insbesondere wenn eine Organisation stark gewachsen ist. In der Phase der Integration beginnen nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu greifen. Dazu gehören gut durchdachte Strukturen, ein reibungsloses Zusammenspiel der Prozesse und die Fähigkeit, auf komplementäre Weise zu wachsen. Die zweite Komponente – der Sinn – ist eine grundlegende integrierende Kraft. Selbst wenn Ziele erreicht werden, kann Kohärenz abnehmen, wenn übergeordnete professionelle oder organisationale Absichten unklar sind. Wenn Sinn und Zweck verloren gehen, kommt es zu einer Krise der Mitarbeitenden, auch wenn die Organisation administrativ gut funktioniert. Dies wird durch folgende Formel für die Kohärenz von Beruf und Organisation illustriert:
Wenn Organisationen Kohärenz verlieren, macht es einen Unterschied, ob dies mehr dem Verlust der Organisiertheit oder dem Verlust von Sinn und Zweck zuzuschreiben ist. Beide Faktoren können sich bis zu einem gewissen Grad kompensieren, sollten aber am Ende in ein Gleichgewicht gebracht werden.
Eine Krise hat allgemein zwei Dimensionen: große Schwierigkeiten und Erreichen eines Wendepunktes. In Kontext dieser Ausführungen kann Krise auch als ein Verlust von Kohärenz angesehen werden, der eine Wende zu wesentlichen Entwicklungen erfordert. Eine Krise kann als Unglück oder als Chance für Entwicklung wahrgenommen werden – letzteres vorausgesetzt, die Spieler erkennen Notwendigkeiten und öffnen sich für substantielle Veränderungen (Wesentlichkeitsanalyse und Stakeholderdialog als Methode).
Je länger eine drohende Krise ignoriert wird, desto größer sind die Probleme, die sofort und gleichzeitig gelöst werden müssen.
„lazy eight“ – ein systemisches Modell aus der Resilienzforschung
Die „lazy eight“ veranschaulicht laut zukunftsInstitut die zentralen Lebens- und Erneuerungsphasen im Zyklus eines lebenden Systems – und beschreibt damit ein Grundprinzip des Lebens. Dies gilt sowohl für biologische Systeme als auch für Kommunikationssysteme, von der Interaktion in Gruppen, Organisationen und Unternehmen bis zum umfassendsten Kommunikationssystem, der Gesellschaft.
Im Kern bedeutet das, dass systemische Resilienz und nachhaltiges Wachstum nur bei Berücksichtigung der verschiedenen Lebenszyklen ausgewogen sind. Schrumpfungsprozesse müssen bewusst mitgedacht werden, Diversität bedingt erfolgreiche Erneuerungsprozesse. Das zukuntfsInstitut postuliert damit ein Wirtschaftssystem, das nur dann lern- und zukunftsfähig ist, wenn es Gleichzeitiges und Gegensätzliches zulässt und nicht monoton oder linear programmiert ist.
Resilienz ist genau das, was Unternehmen und Menschen in der derzeitigen Krise am meisten brauchen. Wir müssen daher dringend neue Denkmuster integrieren. Denn das Wachstum der Zukunft wird – und darin sind sich zahlreiche Zukunftsforscher, Ökonomen und Resilienzforscher einig – ausschließlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Unser Wirtschaftssystem wird eine Disruption durchleben (müssen), damit wir auf einem endlichen Planeten überleben können.
Gerne begleiten wir Organisationen bei ihrer Entwicklung zu nachhaltiger Unternehmensführung. Unsere Angebote dazu finden Sie unter www.eccos22.com. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg in unsere nachhaltige Zukunft!