Wie aus unseren früheren Beiträgen zum EU Green Deal bekannt, ist die Kreislaufwirtschaft ein zentraler Faktor, wenn es um Co2-Einsparungen geht. Laut Expert*innen können wir rund 50% weniger Co2 ausstoßen, wenn wir es schaffen, unsere bis dato lineare Wirtschaftsweise auf das Kreislaufmodell umzustellen. Eine große Aufgabe, ohne Zweifel – aber notwendig, wenn wir unser gemeinsames Ziel eines klimaneutralen Europas bis 2050 realisieren möchten. Wir fassen nachstehend zwei Dokumente zusammen, die einen Blick auf das Thema in Österreich aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln werfen.
„Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen – Praktiken, Strategien und Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg“
Die Autor*innen Josef-Peter Schöggl, Lukas Stumpf, Magdalena Rusch und Rupert J. Baumgartner haben in einer Studie vom November 2021 erhoben, wie es um die Kreislaufwirtschaft in Österreich steht. Sie haben eine erste empirische Studie auf Basis von Telefoninterviews mit 120 Geschäftsführer*innen und 100 Nachhaltigkeitsverantwortlichen erstellt. Die Interviewfragen haben die Autor*innen aus der bisher veröffentlichten Literatur abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen detailliert den Integrationsgrad von Überlegungen zur Kreislaufwirtschaft in Unternehmensstrategien, Innovationsideen, bei Mitarbeitenden und in der Geschäftsführung. Zusätzlich wurde der Umsetzungsgrad von 26 spezifischen kreislaufwirtschafts- und nachhaltigkeitsorientierten Praktiken erhoben.
Wir möchten nachstehend besonders auf drei Teilbereiche der Studie hinweisen, da diese in engem Zusammenhang mit unseren eccos22®-Angeboten stehen:
- die Ansätze des Nachhaltigkeitsmanagements und
- Effekte von Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftsaktivitäten auf die Nachhaltigkeitsleistung sowie
- Effekte auf den Unternehmenserfolg.
In der Erhebung wurden die Interviewpartner*innen zu 1) bestehenden Ansätzen des Nachhaltigkeitsmanagements befragt. Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte gibt an, zumindest teilweise eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert zu haben, mehr als die Hälfte haben Umweltproduktdeklarationen oder Nachhaltigkeitsberichte verfasst. Die zugehörigen Daten sind in der folgenden Grafik zusammengefasst.
Aus Sicht des eccos22®-Ansatzes möchten wir darauf hinweisen, dass ein gesamtheitliches Nachhaltigkeitsmanagement durch keines der genannten Managementsysteme abgedeckt ist. Die ISO 14001 bewertet das Umweltmanagement einer Organisation, die OHSAS 18001 (jetzt ISO 45001) widmet sich dem Arbeitsschutz, die ISO 50001 dem Energiemanagement und die EMAS ist die europäische Zertifizierung zum Thema Umweltmanagement. Dies sind alles allerdings nur Teilbereiche eines umfassenden Nachhaltigkeitsmanagements, das in Form der internationalen Leitlinie ISO 26000 vorliegt, die leider nicht zertifizierbar ist. In dieser Leitlinie sind jedoch alle Themen des breiten Nachhaltigkeitsspektrums zusammengeführt, was Unternehmen den Vorteil bietet, die Klammer über alle Aktivitäten zu legen und einen gesamtheitlichen Blick auf die Unternehmensleistung im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit zu werfen. Daher haben wir diese Leitlinie als Basis für das eccos22® Management Assessments gewählt. Dadurch ist es möglich, die Komplexität zu reduzieren, alle Informationen zusammenzuführen und gesamtheitlich zu bewerten.
Hinsichtlich 2) der Effekte von Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftsaktivitäten geben knapp zwei Drittel der teilnehmenden Geschäftsführer*innen an, dass ihre diesbezüglichen Aktivitäten während der letzten drei Jahre einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeitsleistung der Unternehmen hatten (53%), 12% bewerten diesen sogar als sehr positiv. Bei 58% der Befragten haben sich durch die Aktivitäten die generellen Umweltauswirkungen der Organisation verringert. Die wenigsten Auswirkungen werden bei der Verbesserung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards für Mitarbeitende (44%) oder bei der gesellschaftlichen und ethischen Situation (43%) festgestellt. Die Details dazu in der folgenden Grafik, weitere Informationen können in der verlinkten Originalstudie nachgelesen werden.
Der letzte Teilbereich, den wir hier herausstreichen möchten, hatte das Ziel, 3) die Effekte von Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftsaktivitäten auf den finanziellen Unternehmenserfolg herauszufiltern. Hier sehen 48% der befragten Geschäftsführer*innen einen positiven (41%) oder stark positiven (7%) Effekt. Die positiven Effekte betreffen v.a. das Unternehmensimage (64%) und die Kund*innenzufriedenheit (55%). Zusammenfassend geben die Interviewpartner*innen an, dass sich Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftsaktivitäten eher auf die Nachhaltigkeitsleistung der Unternehmen als auf deren wirtschaftlichen Erfolg auswirken, wobei die Effekte hinsichtlich Häufigkeit und Stärke der Auswirkungen stark zwischen spezifischen Aspekten variieren.
Generell hat die Studie ergeben, dass die Einführung von Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen in erster Line auf Compliance und Effizienz ausgerichtet ist. Aus unserer Erfahrung gilt das generell auch für Nachhaltigkeitsaktivitäten. Der Reifegrad der Kreislaufwirtschaft in Österreich wurde anhand von Selbsteinschätzung der Befragten erhoben, was jedoch nur einen Blickwinkel darstellt. Expert*innen zum Thema Kreislaufwirtschaft sehen generell großen Handlungs- bzw. Aufholbedarf. Laut Umweltbundesamt steht Österreich beispielsweise beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft noch am Anfang. Rückenwind wird sicher die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie bis 2050 bringen, die im BMK unter Einbindung zahlreicher Stakeholder auf Basis der nachstehenden Informationen erarbeitet wird.
„Grundlagendokument – Entwicklung einer Kreislaufstrategie“
Unter diesem Titel hat das Umweltbundesamt 2021 ein Hintergrunddokument für die Themenworkshops der Stakeholderdialoge erstellt, das auch eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Bemühungen für Kreislaufwirtschaft in Österreich enthält. Der Stand der Kreislaufwirtschaft wurde anhand von Indikatoren wie Zirkularität der Materialnutzung in der Wirtschaft, Ressourcenverbrauch, Entwicklung der Umweltwirtschaft und Abfallindikatoren erhoben. So liegt Österreich z.B. mit einer Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe (Circular Material Use Rate) von 11,6 % (Eurostat 2017) im EU-Durchschnitt. Der heimische Materialverbrauch (DMC) pro Kopf betrug 2018 ca. 19 Tonnen, was 5 Tonnen über dem europäischen Durchschnitt (EU 28) ist. Ebenso lag der Material-Fußabdruck 2017 für Österreich mit 33 Tonnen pro Kopf erheblich über dem europäischen Durchschnittswert von 23 Tonnen. Die grafische Darstellung des Materialflusses der Eurostat von 2017 zeigt also deutlichen Aufholbedarf für Österreich.
Das Bild österreichischer Unternehmen anhand von Indikatoren wie Eco Innovation Index (Platz 5 unter den EU-Ländern), EGSS (Environmental Goods and Services Sector), Umweltzeichenlizenzen, Entwicklung bei den Produkten und Dienstleistungen mit Umweltzeichen, Anzahl der EMAS Registrierungen von Organisationen und Standorten ist ein sehr positives.
Ziel der Arbeitsgruppen ist es, in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit einer klaren Fokussierung auf jene Schwerpunktthemen zu definieren, die auch im EU Aktionsplan (2020) für die Kreislaufwirtschaft adressiert wurden. Die für Österreich abgeleiteten Bereiche sind: Bauwirtschaft und Gebäude, Kunststoffe, Elektronik/IKT, Verpackung, Mobilität, Textilien, Biomasse, Abfallwirtschaft sowie das Querschnittsthema Konsum – Stärkung der Rechte der Konsumentinnen und Konsumenten.
Fazit
Anhand der zitierten Indikatoren des Umweltbundesamtes zeigt sich wie in der ersten Studie, dass Unternehmen in Österreich bei Umweltthemen bereits positive Impulse gesetzt haben. Der Weg zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft ist allerdings noch ein sehr langer, denn dazu müssen Produkte und Produktionsprozesse neu designt bzw. neu gedacht werden. Die EU arbeitet bereits an einer neuen Initiative für nachhaltige Produkte, mehr dazu folgt in einem gesonderten #breakthroughthursday-Beitrag. Der Umstieg auf Kreislaufwirtschaft ist dem umfassenden Thema Nachhaltigkeit sehr ähnlich – es handelt sich eher um einen Marathon, als um einen Sprint. Unternehmen werden in beiden Bereichen einen langen Atem brauchen, aber jene, die schon auf dem Weg sind, werden zu den Gewinner*innen zählen und die zahlreichen Vorteile voll nutzen können. Jene, die noch immer abwarten und die positiven Auswirkungen einer Beschäftigung mit Nachhaltigkeit, die die Kreislaufwirtschaft beinhaltet, bis dato nicht erkannt haben, werden den Anschluss leider bald verlieren.
Neue eccos22®-Angebote
Die Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit an Unternehmen werden laufend erhöht, wie Sie aus unseren regelmäßigen Beiträgen ersehen. Daher haben wir unser Beratungsangebot nachgeschärft und eine neue dreistufige Beratungslinie erstellt, um das Management von mittelständischen Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen:
Mit dem eccos22® Nachhaltigkeits-SCAN stellen Sie gemeinsam mit uns fest, wo Ihr Unternehmen aktuell steht.
Die eccos22® Nachhaltigkeits-ANALYSE liefert Ihnen ein vertieftes Bild vom Reifegrad der nachhaltigen Unternehmenssteuerung Ihrer Organisation.
Mit dem eccos22® Nachhaltigkeits-ACTION PLAN unterstützen wir Ihr nachhaltiges Steuerungsteam bei der Umsetzung und Bewertung Ihres Unternehmens.
Für Fragen und Terminvereinbarungen stehe ich Ihnen gerne unter 0699 11367181 zur Verfügung!