Heute möchten wir Sie wieder einmal mit einigen Denkanstößen für eine nachhaltige Unternehmenszukunft versorgen:
Die Natur als Vorbild nachhaltigen Managements
Um die Integration verschiedener Nachhaltigkeitsthemen zu ermöglichen, wäre es sinnvoll, die Philosophie der Natur als Vorbild nachhaltigen Managements zu nehmen. Die Natur als einzigartiges Ökosystem ist ein hervorragender Lehrmeister und fährt immer eine „NO-WASTE“-Strategie.
Legendäre Vorlesungen und Wissen dazu durfte ich noch Ende der 90-iger Jahre bei Frederic Vester, Biochemiker und Autor des hervorragenden Buches „Neuland des Denkens“ und beim chilenischen Biologen Humberto Maturana mit dem „Baum der Erkenntnis“ sammeln. Es war die Zeit, in der das Thema der Ökosysteme intensivst diskutiert wurde und ich bin noch immer stolz darauf, ein Teil davon gewesen zu sein.
Dennoch möchte ich Sie nicht mit all zu viel Systemtheorie, Selbstorganisation und Ökosystemen belasten. Es braucht nämlich nicht viel Theorie, sondern vor allem eine gute Beobachtungs- und Reflexionsgabe. Es braucht ein Gefühl dafür, zu welchem Zeitpunkt ein Transformationsprozess bzw. ein Paradigmenwechsel angebracht ist und in welcher Weise wir unsere Management- und Führungskultur in einer Zeit des Wandels anpassen müssen. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen heute ein paar Beobachtungshinweise und Reflexionsaufgaben mitgeben.
Thesen zur Beobachtung und Selbst-Reflexion:
- Vernetzte, zirkuläre Beziehungen dominieren über lineare, kausale Beziehungen.
Simple Ursache-Wirkungs-Beziehungen gibt es allenfalls in Maschinen, nicht aber in der Natur und eben so wenig in sozialen Systemen, Wirtschaftssystemen und nicht einmal in einzelnen menschlichen Individuen. Wir sollten daher aufhören, immer nur nach den Ursachen von Problemen und Konflikten zu forschen, denn die Verantwortung lässt sich meist nicht zweifelsfrei klären. Wesentlich nützlicher ist der Fokus auf Lösungen, denn das Verhalten anderer ist auch das Resultat unseres Verhaltens ihnen gegenüber ist. Kommunikation ist nie eine Einbahnstraße, sondern immer ein Dialog.
- Selbstorganisierte Systeme lassen sich nicht wie eine Maschine steuern.
Triviale Systeme sind berechenbar, hier gelten simple Ursache-Wirkungs-Ketten. Komplexe Systeme lassen das nicht mehr zu. Daher ist die Idee, Führung wäre ein eindimensionales Unterfangen, in dem Manager den Weg vorgeben und alle ihnen folgen, spätestens jetzt im 21. Jhd. zum Scheitern verurteilt. Führung funktioniert vor allem dann, wenn der Führungsimpuls im Team Resonanz erzeugt. Menschen werden über die Bilder der Zukunft energetisiert und begeistert dafür, Teil eines großen Ganzen zu sein und ihren wertvollen Beitrag leisten zu können. Eine klare Ausrichtung ist dennoch von absoluter Notwendigkeit.
- Es gibt keine Stabilität, sondern allenfalls Fließgleichgewichte.
Nachhaltige Führung kann also nicht bedeuten, Strukturen möglichst festzuklopfen, sondern diese müssen ständig den sich ändernden Bedingungen angepasst werden. Dazu braucht es nicht immer die enormen und kostenintensiven Umstrukturierungsmaßnahmen von einer alten Struktur in eine neue, um Agilität und Wirksamkeit zu erreichen und Menschen dazu zu bringen, sich irgendwie zu bewegen.
Als Seglerin möchte ich Management im 21. Jahrhundert bildhaft als Navigation auf hoher See beschreiben. Wer meint, stur Kurs halten zu müssen, wird von den Wellen hin- und her geschüttelt, macht die Mannschaft seekrankt, belastet die Substanz und vergeudet unnötig Energie. Ein nachhaltiges Management ist wie das Gleiten auf den Wellen und nicht wie das Ankämpfen gegen sie.
- Symbiotische dominieren über konkurrierende Beziehungen.
Konkurrenz ist eine zwangsläufige Begleiterscheinung, aber kein Funktionsprinzip selbstorganisierter Systeme. Symbiotische Beziehungen und Kooperationen überwiegen nicht nur in der Natur, sondern auch – und das mit Abstand – in allen sozialen Systemen. Wäre dies nicht so, würde sich das betreffende System selbst zerstören. Das Management tut daher gut daran, Teamwork zu fördern, Kooperationen mit Kunden, Lieferanten und sogar Konkurrenten anzustreben, wenn es langfristig erfolgreich sein will. Als Beispiel: der professionalisierte Stakeholderdialog ist Kern einer sinnvollen Nachhaltigkeitsstrategie und sollte Symbiosen über konkurrierende Beziehungen stellen.
- Modulare Bauweisen und Multifunktionalität sind bewährte Erfolgsrezepte der Natur.
Je vielseitiger Rohstoffe oder Produkte bzw. Produktkomponenten einsetzbar sind, umso effizienter ist das gesamte System und nebenbei kann auch unnötiger Abfall vermieden werden. Die Natur erreicht aufgrund der Multifunktionalität eine Recyclingquote von fast 100 %. Eine Übertragung auf das Management ist hier nur auf der Ebene von Management-Instrumenten möglich. Instrumente, Methoden und Tools, die mehrfach genutzt werden können und deren Wirkungsgrad in der Unternehmensführung ein Vielfaches ist, sind das Gebot der Stunde.
- Hohe Komplexität ist eine Stärke der Natur, sie kann damit umgehen – wir nur mit Hilfe der IT.
Das gilt insbesondere dann, wenn komplexe Aufgaben zu bewältigen sind. Das Spannende: Die Intelligenz der Vielen ist mehr als die Summe der Einzelintelligenzen. Gerade in dieser summativen Intelligenz steckt das Potential jeder Organisation. Führungskräfte, die sich selbst für das Gehirn des Unternehmens halten, überschätzen nicht nur sich selbst, sondern verschenken noch dazu ungenutzte Potenziale.
- Stärkung der Selbstorganisation ist gut für das System.
Diese These fällt in den Bereich der Organisations- und Personalentwicklung. Selbstorganisation aktiviert die Potentiale von Individuen für das Ganze. Gerade hierin steckt eine große Chance für jeden Einzelnen, denn Autonomie ist ein wichtiger motivierender Faktor. Führungskräfte sollten die Fähigkeiten jedes einzelnen dadurch nutzen, dass sie so viel Verantwortung wie möglich delegieren und Kooperationen fördern. Zur Stärkung der Selbstorganisation bieten sich Formate wie Scrum & Kanban, KODE® und KODE X®.
Das heißt für die Personalführung und-entwicklung auch: Fokus auf Potentiale, nicht auf Defizite. Potentialentwicklung ist die größte menschliche Kraft, die in Kombination mit unseren Bedürfnissen nach Bindung zur Triebfeder einer völlig neuen Wirtschaftsweise werden könnte, in der nicht mehr Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern Potentialmaximierung als Folge von sinnhaften und effizienten Kooperationen von Menschen für gemeinsame Visionen und Ziele angestrebt wird.
Auch wir von eccos²²® sind bestrebt, in sinnvollen Kooperationen zu agieren, symbiotische Beziehungen aufzubauen, Synergien zu nutzen und modulare Angebote zu liefern. Interdisziplinarität ist hier ein wichtiger Faktor, denn das ist ein Kernthema in der nachhaltigen Unternehmensführung. Sie stellt eine Brücke dar zu anderen Angeboten, wie z.B. jenem von borisgloger consulting GmbH, den ExpertInnen für agiles Management. Diese Art des Führens ist ebenfalls interdisziplinär ausgerichtet und hilft Unternehmen dabei, sich agiler und auch nachhaltiger auszurichten. Freuen Sie sich mit uns auf einen #breakthroughthursday zum Thema „Agiles Management & Nachhaltigkeit“, den uns Hélène Valadon, Executive Consultant und „sustainability angel“ bei Boris Gloger demnächst liefern wird.